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1. Kapitel
Cleo beschreiben zu wollen oder gar zu erklären, erweist sich, wie ich zu Beginn schon feststelle, als äußert schwierig. Zum einen liegt das daran, daß es sich bei Cleo um ein sehr vielschichtiges und außergewöhnliches Wesen handelt und zum anderen, weil mir die Hauptperson während ich dies schreibe schon erwartungsvoll über die Schulter guckt, vor Aufregung zappelt und mir „gute Ratschläge“ und Tips erteilen will, mir ständig ins Ohr pustet (ihre neue Lieblingsbeschäftigung, die mich rasend macht...) und das Ganze damit ziemlich erschwert.

„Schon der Anfang ist gaaanz falsch“, höre ich da. „Du mußt mich als Überschrift nehmen! Schließlich bin ich doch das Wichtigste!“
„Aber Cleo! Das ganze Buch heißt doch wie du, soll ich dann auch noch jedes Kapitel nach dir benennen?“
„Ja, das fände ich ganz angemessen! Sonst vergessen die Leute vielleicht, um wen es geht. Die denken sonst noch, das ist ein Oma-Buch!“
„Wieso sollten die Leute denn denken, das ist ein Oma-Buch?“
„Weil du das schreibst und du meine Oma bist. Aber bitte, dann schreib’ doch ein Oma-Buch! Ich kann ja dann schon mal in’s Bett gehen und du sitzt hier ganz alleine und hast keinen, der auf dich aufpaßt und der dir hilft. Und den Kaffee bring’ ich dir morgen auch nicht an’s Bett und Kinderriegel brauchst du mir auch nicht mehr mitzubringen und...“
„Ach, Cleo, jetzt sei doch nicht schon wieder beleidigt! Aber gut, wenn es dich glücklich macht, werde ich die nächsten Kapitel alle nach dir benennen und schreibe deinen Namen extradick, aber dann denken die vielleicht, du bist ganz schön fett und furchtbar eingebildet und haben keine Lust mehr weiterzulesen!“
„Meinste wirklich?“
„Na ja, das könnte doch sein und wäre ziemlich schade für die ganze Arbeit, die wir zwei uns hier machen.“- Verzweifelter Blick!
„Nönönö, dann lassen wir das mal lieber! Schreib’ ruhig Nummern obendrüber oder male kleine Kinderriegel oder laß dir sonst was einfallen, was die Leute mögen.“
„Alles nach deinem Wunsch. Wäre ja auch ziemlich blöd, wenn wir uns gleich am Anfang in die Haare kriegen würden. Das können wir uns für später aufheben, wenn uns sonst nichts mehr einfällt.“
„Jaaa. Da freu’ ich mich schon drauf“, - breites Grinsen - „und du wirst mal wieder den Kürzeren ziehen, weil du mir nie lange böse sein kannst. Das weiß ich ganz genau! Liebe Oma!“
Die Hauptperson fliegt mir in die Arme und guckt verschmitzt.
„Oh je, Oma, da fällt mir gerade ein, ich hab’ ja nur mein Hängerkleidchen an. Ich muß mich doch noch schick machen!“
„Aber Cleo, wir schreiben doch nur, dich sieht doch jetzt keiner!“
„Trotzdem, dann klappt das bestimmt viel besser! Ich geh’ mal eben gucken, ob ich was Schönes finde, vielleicht die Heidelberger Tracht?“
„ Ach nein, die ist doch ganz unten in deinem Schrank, dann schmeißt du wieder alles wild durch die Gegend!“
„Ich bin auch ganz vorsichtig und tu alles wieder schön ordentlich zurück. Versprochen!“, sagt’s und rennt  los in’s Schlafzimmer, wo sich ihr Kleiderschrank befindet.

Endlich habe ich ein paar Minuten Zeit, um in Ruhe weiterzuschreiben, bevor die kleine Plage wieder zurück ist. Manchmal hat man es echt schwer mit Cleo, aber meistens verstehen wir uns ganz gut und wenn wir uns gestritten haben, vertragen wir uns danach schnell wieder. Ich darf dann ein paar Kinderriegel zur Versöhnung beisteuern und bekomme ein oder zwei Küsschen von Cleo und dann ist alles wieder gut bis zum nächsten Mal.
Wo war ich denn stehengeblieben? Ach ja, bei der Beschreibung von Cleo.

Einige böse Menschen würden Cleo einfach als Stoffaffen bezeichen, aber für mich und für die meisten die ich kenne, ist Cleo ein reizendes kleines Affenmädchen (das hört sie selber auch am liebsten) mit einem eigenen Kopf, in dem meistens viele Dummheiten entstehen.
Rüdiger, ein guter Freund von uns, der jetzt in Horb am Neckar wohnt, hat in seinem letzten Brief etwas über Cleo geschrieben, das ich sehr schön und passend fand:
Herzliche Grüße an Cleo. Dieses kleine Stofftierchen besitzt mehr Leben als einige reale Personen denen ich begegnet bin - echt wahr!
Herzlichen Dank, Rüdiger, darüber haben wir beide uns sehr gefreut. Cleo hatte ziemlich feuchte Augen danach...
Mein kleines Affenmädchen kam vor ein paar Jahren in mein Leben, das muß um 1991 gewesen sein und Cleo spricht darüber nicht gerne. Ich schreibe auch ganz schnell weiter, bevor sie wieder auftaucht und das mitlesen muß, denn Cleo ist ein Findelkind. Falls jemand Cleo später dieses Buch vorlesen möchte, möge an dieser Stelle einfach überspringen, oder ihr die Öhrchen zuhalten, denn das ist ein wunder Punkt von ihr.
Ich habe Cleo in Neuss auf einem Trödelmarkt entdeckt und sofort in mein Herz geschlossen.
Über die Zeit davor ist rein gar nichts bekannt und das ist vielleicht gut so.
 
Na ja, seitdem ist Cleo aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Es ist einfach schön, wenn ich abends nach einem feuchtfröhlichen Kneipenbesuch nach Hause komme und jemand brennt darauf zu erfahren, wie es gewesen ist. Meistens schläft sie jedoch sofort ein, wenn ich anfange zu erzählen, aber sie würde nie einschlafen, bevor ich nicht nach Hause gekommen bin. Wenn es einmal später wird, muß ich anrufen, damit sie sich keine Sorgen macht. Aber auf Geburtstagen, zum Beispiel, ist Cleo natürlich meistens miteingeladen, denn jeder meiner Bekannten kennt Cleo und dann haben wir keine Probleme damit. 
Cleo feiert natürlich auch ihren eigenen Geburtstag und ist dann schon Wochen vorher ziemlich aufgeregt und kann kaum noch schlafen. (Ihr Geburtstag ist übrigens am 13. Mai, für alle, die es noch nicht wissen sollten.) Dann werden morgens schon Kerzen angezündet und „Happy Birthday“ gesungen und dann kommt die Hauptsache - die Geschenke!
Zum letzten Geburtstag hat Cleo u.a. einen echten Wecker geschenkt bekommen, mit kleinen Affen darauf. Die Batterie hat vor ein paar Wochen ihren Geist aufgegeben, aber das stört sie überhaupt nicht, weil sie ja doch ausschlafen kann, während ich schon auf der Arbeit bin.
Es macht ihr unheimlich viel Spaß, wenn mein Wecker klingelt, mir zuzusäuseln, daß sie ja noch liegenbleiben könne und sich dann wonnig noch einmal in die Kissen kuschelt, während ich hinaus in die Kälte muß. Dann ist kein Mitleid von ihr zu erwarten.
Wenn ich allerdings abends, nach einem harten Arbeitstag, todmüde in’s Bett falle, wird Cleo erst richtig fit! Sie will dann immer noch spielen oder mir etwas erzählen oder sonstige Dummheiten machen und das ist dann meistens wieder ein Grund für eine heiße Diskussion. Ich schlafe dabei irgendwann ein und das ist dann der Moment für ihre letzte „geniale“ Erfindung, das Ohrenpusten! Ich weiß nicht warum, aber wenn sie das tut, sitze ich senkrecht und wieder hellwach im Bett und könnte mich todärgern! Sie macht das natürlich nur, weil sie das ganz genau weiß! Kleiner Teufel!

„Nein, ich weiß nicht wo die Schuhe zu deiner Heidelberger Tracht sind!“ -
Gerade kam ein verzweifelter Ruf aus dem Schlafzimmer.
„Ich glaube, die sind unten in der linken Schublade, guck’ doch da mal nach!“

Ich fürchte, die Zeit des ruhigen Schreibenkönnens nähert sich ihrem Ende, denn da ist sie wieder: Cleo in ihrer Heidelberger Tracht, die sie immer zu besonderen Anlässen anzieht. Ich habe sie ihr nach einem Besuch in Heidelberg mitgebracht und mußte dafür einen nackten Bären zurücklassen, der jedoch ein ziemlich dickes Fell hatte und nicht sonderlich verärgert war.
Diese Tracht ist ihr ganzer Stolz und ist nur von ihrem heißgeliebten und mittlerweile ziemlich DRECKIGEM Hängerkleidchen zu schlagen.
„Was schreibst du denn da gerade?... Heidelberg....Bären....DRECKIG? Nein, also ich finde nicht, daß mein Hängerkleidchen dreckig ist!“ - Neues äußerst beliebtes Thema zwischen uns!
„Cleo, dein Hängerkleidchen IST dreckig, man kann kaum noch die Farbe erkennen! Und es müffelt schon, alle sagen das! Und ich bin immer noch der Ansicht, daß eine kleine Wäsche absolut nicht schaden könnte!...“
„Der Meinung bin ich nicht! Ich fühle mich jetzt erst so richtig wohl darin!“
Cleos größtes Tabuthema: Wasser! Sie haßt Wasser! Wenn es darum geht, ein kleines Bad zu nehmen, sieht man von Cleo nur noch die Rücklichter. Ist ein Spaziergang geplant, und es befinden sich ein paar harmlose Wolken am Himmel, bleibt Cleo hundertprozentig zu Hause. Und was sie selber nicht mag, darf natürlich auch nicht ihrer Kleidung zugefügt werden!

Wir befanden uns vor ein paar Jahren auf einer Autofahrt, ich als Beifahrerin und Cleo auf meinem Schoß. Es war Sommer und sehr stickig im Auto. Nach ein paar Stunden bekam Cleo ihren üblichen Kreislaufkollaps. Man legt sie dann am besten auf den Rücken, hebt ihre Beine an und fächelt ihr Luft zu. An der nächsten Raststätte hielten wir an und besorgten uns ein Eis. Erdbeergeschmack! Während der Weiterfahrt verputzte ich das Eis und Cleo wollte es sich natürlich nicht nehmen lassen auch diverse Male daran zu schlecken, als das Auto plötzlich bremsen mußte und Cleo’ s Gesicht voll im Eis landete! Von der Nase bis zum Kinn befand sich nun klebriges Erdbeereis auf der verdutzten Miene und schon bewegten sich die Mundwinkel nach unten! „Huhuhu, wiiiiiderlich, das kleeebt!!“
Nun gab es kein Entkommen mehr! Ein feuchter Lappen näherte sich der schreckverzerrten Miene und unter Qualen und großem Geschrei wurde ihr Gesicht gesäubert! Diese Stelle ist nun immer noch viel heller, als der Rest des Gesichtchens, aaaaber wir sind doch nicht schmutzig! Nein!
Das war das einzige Mal, das Wasser sich meinem kleinen Affenmädchen genähert hat:
eine große Stunde für die Menschheit und die schrecklichste Stunde im Leben von Cleo...

                           
                           2. Kapitel

Gestern Abend entstand das erste Kapitel des Cleo-Romans und schon machte ich dabei einen großen Fehler!
Ich dachte mir, daß es einem flüssigen und humorvollen Schreibstil nur entgegenkommen könne, beim Schreiben ein gutes Glas Wein zu trinken.
Ich begab mich also in die Küche, um eine Flasche „Portugieser Weißherbst“, meine Lieblingsmarke, zu öffnen und begab mich dann wieder an die Schreibarbeit.
Zunächst ging alles gut: die Ideen entströmten förmlich meinem Hirn und waren kaum zu stoppen. Nach einer halben Flasche traten jedoch erste Konzentrationsschwierigkeiten auf und nachdem ich die gesamte Flasche intus hatte, glotzte ich nur noch blöde auf die Tasten und mit dem Schreiben war’s vorbei!
Cleo hatte das natürlich schon vorher alles kommen sehen.
„Oooma! Mußt du denn schon wieder Alkohol trinken? Du weißt doch, wie das immer endet! Du verträgst das doch gar nicht und ich kann wieder die ganze Nacht laufen und den Eimer schleppen und morgen kommst du wieder nicht in die Gänge und bist schlechter Laune!“
Natürlich wollte ich ihr das Gegenteil beweisen, aber nun muß ich zu meiner Schande gestehen, daß mein kleines Affenmädchen einmal recht gehabt hatte.
„Ich habe immer recht!“
„Das ist ja gar nicht wahr! Ich erinnere mich an letzten Dienstag, als irgendjemand behauptet hatte, er könne fünf Kinderriegel hintereinander essen und würde danach keine Bauchschmerzen haben!“
„Jetzt kommt diese alte Geschichte wieder! Sooo schlecht ging es mir auch wieder nicht, nur ein  kleines Ziehen in der Magengegend!“
„Und die bleiche Nasenspitze? Und wer mußte dann sofort eine Wärmflasche auf dein Bäuchlein legen und massieren?“
„Na ja, aber eigentlich war das ja deine Idee gewesen und warum mußt du mir auch so viele Kinderriegel mitbringen?"
"Weil es ein Riesendrama gegeben hätte, wenn ich KEINE Kinderriegel mitgebracht hätte. Du hast es mir extra auf die Einkaufsliste geschrieben“!

Kinderriegel sind übrigens Cleo’s Lieblingsspeise. Am Anfang hatte ich gedacht, Cleo könne vielleicht mit Bananen zufriedengestellt werden, wie einige ihrer Artgenossen, aber das hatte ich auch nur gedacht!
Ich bekam sofort einen langen und entrüsteten Vortrag zu hören, daß Bananen vielleicht einem gewöhnlichen „Feld-und Wiesenaffen“, (eine ihrer Lieblingsbezeichnungen) schmecken würden, aaaber einem so kultiviertem Affenmädchen , daß auch noch auf den edlen Namen Cleopatra hören würde, mit so etwas zu kommen, wäre schon eine handfeste Beleidigung! (Zwei Strafkinderriegel kostete mich diese Aktion dann auch.)

Eine andere beliebte Wiedergutmachungstat ist das gemeinsame Gucken ihres absoluten Lieblingsfilms: „Die Zürcher Verlobung“!
Zum letzten Weihnachtsfest bekam Cleo unter anderem einen Gutschein von mir geschenkt, der ihr erlaubte zehn Mal diesen Film mit Lilo Pulver mit mir zu schauen.
Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß dieser Gutschein innerhalb von zwei Tagen eingelöst worden war und das auch noch innerhalb der Weihnachtstage! Ich wurde danach leicht hysterisch, wenn ich auch nur an die Melodie von „Ja, ja die Liebe in der Schweiz, hollaladiho...cha-cha-cha...“ denken mußte, was sich nicht vermeiden ließ, da Cleo nach diesen Tagen selbst nachts im Traum aus voller Kehle diese Zeilen schmetterte.
Cleo konnte meinen Widerwillen natürlich überhaupt nicht verstehen, denn sie könnte sich den Film jederzeit mit wachsender Begeisterung angucken.
An zweiter Stelle in ihrer Rangliste folgt übrigens „Winnie Pooh und der Weihnachtsmann“, besonders die Stellen, in denen „Piglet“, ein guter Freund von Cleo, auftaucht.
Ich muß sagen, auch dieser Film gefällt mir eigentlich ganz gut, obwohl ich manchmal denke, wenn wir bei 30 Grad Celsius, im Hochsommer, in unserer Wohnung unter dem Dach sitzen und „Winnie Pooh und der Weihnachtsmann“ gucken, hätte man vielleicht eine etwas passendere Wahl treffen können. Und spätestens nach dem dritten Durchlauf stellt sich bei mir die altbekannte Krise wieder ein! Cleo weiß mittlerweile genau, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, weil sie hin und wieder während des Films kritisch mit einem Auge zu mir hinübergespäht hat, ganz unauffällig natürlich und dann rast sie los, um die Fernbedienung vor mir zu verstecken!
 Natürlich weiß ich, daß ich den Fernseher auch direkt mit dem Knopf am Gerät abschalten kann, aber dann gibt es wieder fürchterliche Wutausbrüche und auf Dauer sind die ganzen Kinderriegel, die ich dann wieder besorgen muß zu viel für mein Portemonnaie.
Also lasse ich ihr meistens ihren Spaß, ein bißchen Bewegung tut mir ja auch ganz gut und danach fallen wir beide total erschöpft auf das Bett und Cleo macht den Vorschlag beim Einschlafen mal wieder eine schöne Kindererzählungskassette zu hören.
Das hat sie von meiner Schwester, „Tante Viola“, mit der ich in alter Kindererinnerung auch gerne unsere alten Kassetten wieder hervorhole, wenn sie bei mir übernachtet und wir genießen dann die Stimmen von „Alice im Wunderland“, „Dracula“ oder „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“.

Vielleicht sollte ich jetzt einmal die Verwandtschaftsverhältnisse klären:

Als ich Cleo seinerzeit, an einem nun nicht mehr genannten Ort, entdeckte, lebte ich mit Jörg zusammen, der seit seiner frühesten Kindheit einen Affen namens „Cäsar“ besaß, beziehungsweise vermutlich auch heute noch besitzt.
Ich dachte mir, daß es sich bei dieser Familienähnlichkeit  bei Cleo nur um eine langvermißte Tochter von „Cäsar“ handeln könne und somit wurde „Cleopatra“ kurzentschlossen die Tochter von „Cäsar“ und Jörg und ich demnach die Großeltern von Cleo.
Na ja, Jörg lebt nun nicht mehr bei uns, aber ich bin und bleibe Cleo’s Ooooma!
Daran haben sich alle gewöhnt und so soll es auch bleiben. Meine Schwester Viola wird von Cleo gerne als „Tante Viola“ bezeichnet, was diese am Anfang fürchterlich fand, genauso, wie sie für Cleo selbst nichts übrig hatte.
Cleo konnte das niemals verstehen, weil sie Viola von Anfang an vergötterte und Viola trotzdem keine Gelegenheit ausließ, Cleo zu ärgern und zu piesacken.
Auf einmal änderte sich das jedoch, der Grund dafür ist mir nicht bekannt, aber bei ihren Besuchen bringt sie Cleo nun sogar hin und wieder einen oder mehrere Kinderriegel mit und damit bin ich dann spätestens völlig uninteressant geworden und die beiden sitzen einträchtig auf dem Sofa und ärgern mich gemeinsam. 
Ein Lieblingsspiel der beiden lautet „Drücken“!
Das erste Mal lief Cleo dabei zu meiner Schwester hinüber, um liebevoll von ihr gedrückt zu werden. Viola piekste sie jedoch anstelle dessen in den Bauch und Cleo könnte sich jedesmal todlachen über diese Idee, die seitdem oft wiederholt wurde.
Wenn Viola einmal keinen Sinn nach Cleo’s Nähe hat, merkt Cleo das mittlerweile auch sofort an dem düsteren Gesichtsausdruck und macht dann gleich auf dem Absatz kehrt, um das Böse nicht herauszufordern.
Auch die Familienmitglieder meiner Schwester, die legendären „Hugos“, stehen bei Cleo ganz hoch im Kurs! Die Anzahl dieser Hugos variiert ständig, weil immer mehr dazukommen, aber Cleo kommt mit allen gut aus.
Man feierte schon gemeinsam Cleo’s Geburtstag, der in die Geschichte einging, und von dem sie heute immer noch gerne sprechen.
Bei den „Hugos“ handelt es sich übrigens um eine Hundefamilie.
Auch „Rita“, Viola’s kleinen Seehund, kann Cleo sehr gut leiden.
Von Cleo’s weiteren Freunden berichten wir im nächsten Kapitel!


                                Kapitel 3


„Also das letzte Kapitel hat mir ganz gut gefallen! Außer der Sache mit den Kinderriegeln. Die esse ich ja ganz gerne, aber bei dir hört sich das so an, als sei ich völlig gierig und hätte nichts anderes im Kopf als KINDERRIEGEL!“
„Na, ja, ist das nicht vielleicht auch so?“
„Och, Ooooma! Das ist jetzt aber gemein! Du hast selber geschrieben, daß ich ja noch viiiiel mehr Interessen habe, die „Zürcher Verlobung“ zum Beispiel, die haben wir übrigens auch lange nicht mehr geguckt....!“
„. . . „
„Ist ja gut! War ja nur ein Witz! Hahaha! Aber die Tante Viola ist wirklich schon lange nicht mehr dagewesen! Wollt ihr nicht bald mal wieder eine Runde „Lara Croft“ oder „Tumb Räder“ oder wie das heißt spielen?“
„Mit der Tante Viola habe ich heute noch telefoniert und sie kommt vielleicht vorbei heute Abend! Allerdings hat sie gesagt, daß sie ziemlich müde ist und sich das noch überlegen will. Sie ruft dann noch mal an. Ich habe aber vorsichtshalber noch eine zusätzliche Flasche Sekt gekauft, die können wir dann pötten.“
„Schon wieder Alkohol! Sag der Tante Viola lieber, wenn sie kommt, kann sie mir ruhig ein paar Kinderriegel mitbringen, damit ich auch etwas davon habe...“
„Womit wir mal wieder beim Thema wären!“
Cleo grinst: „Du hast ja recht! Die sind aber auch so lecker!“
„Und ich habe dir schon so oft gesagt, du sollst nicht betteln!“
„Wenn DU ihr doch ausrichtest, daß sie mir Kinderriegel mitbringen soll, bettel ICH doch nicht!“
„Cleo, da fehlen mir mal wieder die Worte! Immer mußt du alles herumdrehen!“
„Ha, und wenn dir die Argumente ausgehen, lenkst DU immer vom Thema ab!“
„Sei jetzt bitte mal ruhig, ich möchte ganz gerne weiterschreiben, bevor wir beide hier mit grauen Haaren sitzen.“
„Ja, ja, mach du mal. Ich gehe solange in die Küche und gucke, ob ich nicht noch ein oder zwei Kinderriegel finden kann...“

Unverbesserliches kleines Affenmädchen, aber lieb hab ich sie trotzdem!

Jetzt kann ich endlich ein paar Minuten in Ruhe weiterschreiben. Ich habe die Riegel nämlich versteckt, und bis sie die gefunden hat, dauert das bestimmt eine Weile!

„Hallo, Oooma! Da bin ich wieder!“ - Mampf!
„Wieso hast du die denn so schnell gefunden, ich hatte sie doch versteckt?“
„Ich kenne deine Verstecke allmählich und habe außerdem eine gute „Schokoladennase“...Ätsch!“
„Da fällt mir schon wieder nichts drauf ein! Aber wenigstens ist dein Schnäuzchen für’s Erste gestopft und ich kann vielleicht hier weitermachen, wenn die junge Dame nichts dagegen hat!“
„Nö!“ - Mammpf, kau, schluck, „Konn isch vielleischt donach die „Helene“ onrufen?“
„Na gut! Aber erst, wenn du den Mund leer hast!“

Kommen wir weiter in Sachen Familiengeschichte.
Helene ist meine Mutter, Cleo’s Ur-oma sozusagen, aber das ist ihr zu lang. Also einigte man sich darauf, daß Cleo „Helene“ sagen darf, genau wie sie meine Oma (ihre Ur-ur-oma) mit „Martha“ anredet.
Unter Helene’s Dach wohnen auch gute Freunde von Cleo:
Da wären zum einen „Gaggel“, die Ente (oder ist es eine Gans? Gut das Cleo und Gaggel das jetzt nicht gelesen haben...), als auch die legendäre „Spreewaldgurke“, die einfach „Spreewaldgurke“ heißt.
Diese wirklich reizende und ziemlich grüne Gurke hat von Cleo die ehrenvolle Aufgabe erhalten, auf Helene aufzupassen, wenn diese in Urlaub fährt.
Helene, Gaggel und die Spreewaldgurke haben nämlich einen Feind auf dieser Welt: den „Earl of Weatherby“. Dabei handelt es sich um das „Schwein“ meines Vaters, einen richtigen Strolch, der einer Burschenschaft entstammt, die alle die legendäre schwarze Lederweste tragen dürfen.
Der Earl verbreitete schon immer Angst und Schrecken im Hause meiner Eltern und Cleo wagte sich jahrelang nicht weiter als mit fünf Meter Abstand in seine Nähe, weil sonst wilde Beschimpfungen und Kratzwunden das Resultat waren.
Zu Cleo’s großer Erleichterung wurde sie jedoch vor einiger Zeit Mitglied in der Burschenschaft des Earls, erhielt auch eine speziell zugeschneiderte Lederweste und gehört damit nun zur Stammelite der Gang! Womit sie diese große Ehre verdient hat, ist ihr bis heute nicht bekannt, aber seitdem betritt sie etwas lieber das Haus meiner Eltern, ohne gleich um ihr Leben fürchten zu müssen.
Wichtig ist dieses gute Verhältnis auch für die „Affenferien“, die Cleo immer wieder gerne bei meiner Mutter verbringt.
Die beiden machen sich dann immer ein paar schöne Tage, besuchen den Kinderbauernhof, der sich in der Nähe des Hauses meiner Eltern befindet, frönen einem gemeinsamen Laster, mit dem ich nicht so viel anfangen kann: der Musik von Elvis (von mir hat sie das nicht) und verspeisen gemeinschaftlich  Cleo’s Leib-und Magenriegel.
Wenn ich sie danach wieder abholen möchte, kullern meinem dann immer gehörig in die Breite gegangenen Affenmädchen dicke Tränen über das Plüschgesichtchen. Am liebsten würden sie gleich wieder einen neuen Termin ausmachen, aber wenn ich dann sage, ich könne ja wieder gehen, fliegt mir eine kleine Rakete in die Arme und sagt, ein kleines bißchen hätte sie mich ja doch vermißt.
Natürlich müssen wir während unserer Trennungszeiten mindestens einmal am Tag telefonieren und die letzten Neuigkeiten austauschen.
Telefonieren ist auch eine Lieblingsbeschäftigung der kleinen Affendame!
Natürlich darf sie nicht stundenlange Gespräche führen, dafür ist der Hörer ihr auch viel zu schwer und vor allem nicht während meiner Abwesenheit!
Anfänglich führte ich regelmäßig „Kontrollanrufe“ durch, um zu testen, ob sie auch nicht alleine an’s Telefon geht.
„Hallo? Hier ist Cleo Gronsfeld!“
„Cleeeeooo, hier ist die Oma! Du sollst doch nicht an’s Telefon gehen, wenn ich nicht da bin!“
„Aber es könnte doch mal etwas ganz Wichtiges sein, die Helene zum Beispiel!“
„Die Helene weiß aber, daß du nicht drangehen darfst, spricht entweder auf den Anrufbeantworter oder ruft später noch mal an!“
„Das war jetzt aber nicht die Helene, das warst DU!“
„Das konntest du aber vorher nicht wissen! Und ich habe dir schon so oft gesagt, du sollst nicht drangehen!“
„Dann ruf doch nicht an!“
So enden unsere Gespräche dann meistens.
Eine Zeitlang fielen mir auch sehr überhöhte Telefonrechnungen auf.
„Cleo, wie kommt das denn, daß unsere Telefonrechnung so hoch ist? Ich weiß genau, daß ich nicht so viel telefoniert habe! Du hast doch nicht schon wieder heimlich irgendwo angerufen?“
„Mmmmh...“ - Cleo bekommt rote Öhrchen!
„Oh, Cleo! Ich glaube diesmal werde ich an dein Taschengeld gehen müssen, um die Rechnung zu bezahlen, ich hatte dich vorgewarnt!“
Nachdem Cleo dann tränenüberstömt meine Mutter (natürlich wieder heimlich) angerufen hatte, um ihr ihr Leid zu klagen, gab es meistens eine kleine Taschengeldaufbesserung seitens meiner Mutter, die auch nicht ertragen kann, wenn Cleo traurig ist und schon war alles wieder gut.
Gegen die beiden komme ich sowieso nicht an!
Meiner Meinung nach müßte der „Earl“ öfters an’s Telefon gehen, wenn Cleo anruft! Dann fällt ihr nämlich immer vor Schreck der Hörer aus der Hand und sie legt schnell wieder auf. Na ja, und wenn das öfters passieren sollte, gäbe es vielleicht wieder Hoffnung auf eine bezahlbare Telefonrechnung für mich!


                                            Kapitel 4


Zum Thema „Telefonieren mit Helene“  fällt mir eine weitere typische Cleo-Geschichte ein.

Vor einiger Zeit, es war im Februar um genau zu sein, schien nach einer langen Schlechtwetter-Periode auf einmal die Sonne. Es wurde etwas wärmer, der Himmel war blau, die Menschen gutgelaunt, die Vögel zwitscherten und ich dachte mir, das wäre doch ein wunderbarer Tag um einen richtigen Frühjahrsputz durchzuführen, mit allem was dazugehört.
Da Cleo nun auch in meinem Haushalt wohnt, den größten Teil des Tages im Bett oder auf ihrem kleinen gemütlichen Sofa verbringt, sollte sie mir ein wenig zur Hand gehen. Nach der üblichen Diskussion einigte man sich auf’s Staubputzen, der einzigen Tätigkeit, die nicht mit „Wasser“ zu tun hat und bei der man sich auch nicht die Pfötchen verbrennen kann, weil man nicht richtig an das Bügelbrett heranreicht.
Als die Fenster endlich blinkten, begab sich ein heulendes Elend namens Cleo zum Telefon und rief meine Mutter an: „Uhuhuh, Heleeene! Hier ist Cleo!“
„Cleo! Mein Kind, was ist denn los?“
„Uhuhuh, die Ooooma ist so gemein!!! Die setzt sich jetzt faul in den Sessel, guckt Fernsehen und ich muß immer noch Staubputzen und darf noch nicht Schluß machen!! Huhuhu....“
„Gib mir sofort mal die Oma!“ -
„Hallo, Mama!“
„Was höre ich da gerade? Du machst dir einen ruhigen Abend und die arme Cleo muß immer noch arbeiten? Das ist eine Frechheit und sehr gemein von dir!“
„Hat Cleo dir denn auch die ganze Geschichte erzählt? Nein? Das war nämlich so: während ich staubgesaugt, Fenster geputzt, die Blumen geschnitten und umgetopft, gespült, gewaschen und geputzt habe, hat Cleo die ganze Zeit die Beine hochgelegt und Pause gemacht! Sie hat noch keinen Finger gerührt, während ich die ganze Zeit geschuftet habe! Darum muß sie jetzt noch etwas tun!“
„Nein, das hat sie mir natürlich nicht erzählt! Na warte, dann gib’ mir doch bitte Cleo noch einmal!“
„Halloooo, Helene?“ - Schluchz.-
„Cleo, was hat mir die Oma denn da erzählt, du hast die ganze Zeit Pause gemacht und noch gar nichts getan?“
„Ja, aber man muß doch mal Pause machen! Das ist sehr wichtig!“
„Aber doch nicht die ganze Zeit! Irgendwann mußt du dann auch einmal mit dem Arbeiten anfangen und die Oma nicht alles allein machen lassen!“
Cleo schon etwas kleinlaut:“Aber Pause darf man immer machen, dann werden auch die Pfötchen nicht dreckig und man bekommt keine Rückenschmerzen, wie die Oma jetzt. Ich finde, ich habe alles richtig gemacht und bin richtig schlau!“
„Oh, Cleo. Du bist wirklich unverbesserlich! Aber manchmal muß man sich etwas schmutzig machen, damit die Wohnung wieder schön sauber wird. Und Rückenschmerzen sind das Leid aller Hausfrauen, das habe ich auch immer, da kann man nichts machen!“
„Ich glaube nicht, daß ich eine Hausfrau werden möchte. Ich finde Rückenschmerzen nicht so schön und dreckige Pfötchen erst recht nicht. Da kommt die Oma vielleicht wieder auf die Idee mit einem Waschlappen auf mich loszugehen.“
„Aber guck mal, die Oma hat das doch alles auch für dich gemacht und jetzt geht es ihr nicht gut, findest du das denn in Ordnung?“- Cleo guckt zerknirscht in meine Richtung.
„Nein, Helene, das tut mir jetzt doch leid, die arme Oma hat Rückenschmerzen und sieht richtig erledigt aus, vielleicht kann ich ihr wenigstens mit meinen Pfötchen den Rücken massieren und ihr einen schönen heißen Tee machen und ihr eine Gutenacht-Geschichte erzählen, damit es ihr wieder besser geht!“
„Ja, ich finde das ist eine gute Idee, verbrenne dich aber nicht wieder mit dem heißen Wasser, wie beim letzten Mal. Oder weißt du noch, wie du zwei Wochen lang Pflaster tragen mußtest, als du versucht hast, für die Oma einen Kuchen zu backen?“
„Da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern, vielen Dank auch! Ich werde dieses Mal besser aufpassen, damit die Oma nicht MICH noch hinterher pflegen muß mit ihrem kaputten Rücken! Ich fange am besten gleich damit an! Tschööö, Helene, bis zum nächsten Mal und grüße bitte Gaggel und die Spreewaldgurke recht herzlich von mir!“
Es wurde noch ein sehr schöner Abend!
Cleo hat beim Rückenmassieren zwar kein langes Durchhaltevermögen, aber sie bemüht sich sehr und hinterher hat sie mir noch ihre Lieblingsgeschichte von „Sun Wukong“, dem chinesischen Affenkönig erzählt, der mit dem Meister Tang Seng, Zhu Bajie und dem Mönchen Sha zu einem Kloster pilgert, um dort heilige Schriften nach China zu holen und dabei so einige Abenteuer erlebt. Cleo liebt diese Geschichte, erfindet ständig neue Abenteuer für den kleinen Affenkönig dazu und so ist es immer sehr interessant ihr zuzuhören. Dann sang sie mir noch einige Lieder mit ihrem zarten Stimmchen vor. Natürlich durfte „Ja, ja, die Liebe in der Schweiz, hollaladiho, chachacha,...“ aus der „Zürcher Verlobung“ nicht fehlen.
Danach gingen wir in’s Bett, meinem Rücken ging es schon viel besser und Cleo hatte damit auch ihren Beitrag zur Hausarbeit geleistet.

                                            Kapitel 5 

Aufgrund der „großen Nachfrage“ haben Cleo und ich gemeinschaftlich überlegt und beschlossen, dass es nach jahrelanger Schreibpause mal wieder an der Zeit wäre, den legendären Cleo-Roman wieder ein bisschen fortzuführen.
„Das hab ich Dir doch schon so lange gesagt, Oma!“, höre ich da gerade vorwurfsvoll.
„Hmmm.. Cleo, aber Dich selber mal dransetzen, wolltest Du auch nicht, das muss mal wieder die Oma in die Hand nehmen“
„Ach liebe Oma, Du kannst das doch viel besser als ich. Denk doch nur mal an meine armen, zarten, kleinen Pfötchen….“
„Sprechen wir von den gleichen Pfötchen, die neulich den Weltrekord im Kinderriegel-Aufmachen gewonnen haben?“
„Oma! Du verstehst das nicht! Das war doch gaaanz was anderes.“
„Ach so, ich meine mich nur erinnern zu können, dass irgendjemand da mit wachsender Begeisterung von seinen geschickten – nein – begnadeten Pfötchen mit einzigartigen Fähigkeiten und unvergleichlicher Raffinesse zu berichten wusste…“
„Wer kann das nur gewesen sein, Oma? Wenn Du dieses begnadete Wesen noch mal treffen solltest, sag mir bitte Bescheid: ich würde mich gerne einmal damit unterhalten“, kommt es verschmitzt grinsend zurück.
„Das werde ich ganz bestimmt machen, liebe Cleo. Aber das war doch eigentlich nicht das, worüber wir jetzt schreiben wollten, oder?“
„Neeein, da sind ja sooooo viele wichtige Sachen passiert und das wollen die Leute bestimmt viel lieber hören.“
„Dann erzähl mir doch mal, was die letzen Jahre alles so passiert ist.“
„Ach Oma, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Zum einen gucke ich jetzt unwahrscheinlich gerne einen Film. Der heißt die „Zürcher Verlobung“. Ich esse wahnsinnig gerne Kinderriegel und liebe Bücher über Sun Wukong – den Affenkönig!“
„Wahnsinn, Cleo! Da ist ja unglaublich viel Neues passiert in den letzten Jahren!“
„Oma, ich glaube, Du machst Dich jetzt ein bisschen lustig über mich. Du guckst so komisch. Haben wir das schon mal erzählt?“
„Hmm.., ich glaube, wir erwähnten es mal kurz in einem anderen Kapitel, aber die Leute können sich da bestimmt nicht mehr dran erinnern;-)“
„Dann ist es ja gut, dass ich noch einmal davon angefangen habe!“
„Ist denn sonst gar nichts passiert, kleine Affendame?“
„Weiß nicht… ich glaube, ich bin etwas älter geworden und kann mich so schlecht erinnern….“
„Aber wo ich die Kinderriegel versteckt habe, das fällt Dir komischerweise immer sofort wieder ein. Oder an welchem Tag wir die „Zürcher Verlobung“ geguckt haben. Das weißt Du immer auf die Sekunde!“
„Man muss da Prioritäten setzen! Ich kann doch nicht alles in meinem armen kleinen Köpfchen behalten. Aber die letzte „Zürcher Verlobung ist genau 2 Tage, 4 Stunden und 32 Minuten her…“
„Oh Cleo, was würde ich nur ohne Dich machen? Das hätte ich jetzt nicht mehr gewusst.“
„Dafür hast Du mich doch! Kannst mich doch einfach fragen. Jetzt sind es übrigens schon 2 Tage, 4….“
„Ist in Ordnung Cleo. Vielen Dank für diese wertvolle Information! Ich werde bei Gelegenheit darauf zurückkommen. Aber wir wollten doch mal was Neues berichten. Was ist denn z.B. mit dem Onkel Chris?“
„Aaaaah!“ Strahlende Augen. „Der liebe liebe Onkel Chris! Der war doch immer schon bei uns!“
„Nujo, es sind immerhin schon 4 Jahre.“
„Nee, Oma. Das kann nicht sein. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass der Onkel Chris mal nicht bei uns gewesen ist.“
„Du bist ja auch schon 15. Da wird man vergesslich.“
„Ooooma, man spricht doch bei einer Dame nicht über das Alter!“
„Ach ja, entschuldige bitte. Ich werde keinem verraten, dass Du schon 15 bist;-)“
„Das ist schön;-) Vielen Dank! Meinst Du, ich kann den Onkel Chris mal anrufen? Wir haben jetzt doch eine Flatrate.“ Breites Grinsen, weil mein bisheriges Argument gegen stundenlanges Telefonieren – die hohe Telefonrechnung – seit einiger Zeit wirkungslos geworden ist und mir noch keine plausible neue Erklärung eingefallen ist, Cleo’s Telefonmanie etwas einzuschränken.
„Ich glaube, das ist im Moment nicht gut. Der Onkel Chris hat doch heute seinen Fernsehabend bei Hans und Sandra. Der ist gar nicht zu Hause.“
„Dann kann ich ihn doch auf dem Handy anrufen. Das hat er doch immer dabei.“
„Meinst Du nicht, Du könntest die 3 dann gerade in einer spannenden Szene stören?“
„Der Onkel Chris hat auch schon mal in der spannendsten Szene bei der „Zürcher Verlobung“ angerufen. Weißt Du das ist die Szene, in der die 3 Musikanten auf die Bühne kommen und mit dem wunderbaren Lied „Jaja, die Liiiiebe in der Schweiz…..“
„Ja, Cleo, ich kenne die Szene, glaube ich, ganz gut.“
„Wusstest Du eigentlich, dass das letzte Gucken jetzt schon 2 Tage, 4 Stunden und…“
„CLEO!!!“ Sie kichert.
„Ich habe doch nur einen Scherz gemacht, Oma. Aber ich möchte jetzt wirklich den Onkel Chris anrufen.“
„Was möchtest Du ihm denn sagen?“
„Das ich ihn soooooooooo dolle lieb habe und dass ich mich freue, dass wir morgen zu ihm fahren und dass ich ein Geburtstagsgeschenk habe, weil er doch am Samstag Geburtstag hat und dass ich ihm nicht verrate, was das ist, er aber sehr vorsichtig sein muss, weil das schnell Schmelzen kann und…“
„Meinst Du nicht, er könnte vielleicht dann darauf kommen, was es ist?“
„Neein, Oooma, da kommt der nie drauf!“
„War ja auch nur eine Idee. Aber ich denke doch, Du solltest ihn jetzt nicht stören. Er ist doch nicht alleine und vielleicht finden Hans und Sandra das auch nicht so schön. Stell Dir nur mal vor, die würden alle der Reihe nach anrufen, wenn wir die „Zürcher Verlobung“ gucken.“
„Oooma, wie furchtbar! Dann würde ich ja die Hälfte verpassen!“
„Siehst Du und bei den Dreien ist es genauso“. Cleo zieht ihre kleine pelzige Stirn in Falten und denkt angestrengt nach.
„Oma, Du hast Recht! Ich schreibe dem Onkel Chris lieber eine Mail, dass ich ihn ganz doll lieb habe. Die kann er dann lesen, wenn er wieder zu Hause ist.“
„Genau! Und Morgen siehst Du ihn ja auch.“ Für ein ganz bestimmtes Affenmädchen ist die Welt wieder in Ordnung. Sie strahlt. Dann fällt ihr ein, dass sie ja noch gar nicht gepackt hat für die Fahrt und flitzt in’s Schlafzimmer, um ihren kleinen Rucksack für das Wochenende zu füllen.
Eine kleine Verschnaufpause für mich und ein guter Übergang in’s  

                                                        Kapitel 6 

Am 25. Oktober 2003 ist Chris in mein und etwa eine Woche später auch in Cleo’s Leben getreten.
Nachdem sie bei unserem 1. Treffen zu Hause bleiben wollte, (mich dann aber abends erwartungsvoll zappelnd an der Tür empfing und ich ihr minutiös berichten musste, wie es gewesen war), saß sie bei der ersten Fahrt nach Holland – Chris’s Heimat- und unserem Lieblingsland – natürlich auf dem Beifahrersitz, um ihn selber auch einmal in Augschein zu nehmen, denn ohne ihr Einverständnis hätte ich die ganze Sache ja gleich vergessen können. 
Nachdem ich die beiden jedoch einander vorgestellt hatte, war ich erst einmal abgeschrieben und brauchte mir über die Zukunft unserer Enkel-Oma-Familie keine Sorgen mehr zu machen. Die beiden waren von Anfang an ein Herz und eine Seele. Chris stellte Cleo seinen Kindern „Ellis und Bengel“, 2 wunderbaren Katzen, vor und seitdem sind wir sozusagen eine komplette 5er-Familie geworden.
Jedes Wochenende düsen also entweder Cleo und ich 187km in holländische Richtung oder Chris mit Ellis und Bengel in unsere Richtung, um das Wochenende gemeinsam zu verbringen.
Ich kann mir eine Fahrt ohne Cleo gar nicht mehr vorstellen und wie ich Chris einschätze, könnte ich gleich wieder umdrehen und sie holen, wenn sie einmal nicht dabei wäre.
Sie sitzt dann angeschnallt und mit ihren Lieblingsvorräten vor sich (jeder darf jetzt einmal raten, um was es sich dabei handeln könnte, aber wirklich nur einen Versuch…) neben mir und versucht mich, Wind und Wetter, Stau und wilden Autofahrern zum Trotz, bei guter Laune zu halten.

Meistens wird dabei gesungen, was eigentlich eine wunderbare Idee ist.
Wer Cleo aber jetzt ein bisschen kennt und weiß, dass sie sich immer auf eine spezielle Sache konzentriert, kann sich vielleicht ein wenig in meine Situation versetzen, wenn ich mich zum Beispiel an ihre sogenannte „Kelly-Family-Phase“ erinnere.
187 km am Stück wurde damals von einem einzigen Affenmädchen versucht, eine 12-köpfige Familie zu imitieren.
Spätestens bei Enschede biss ich verzweifelt ins Lenkrad und nur die hoffnungsvolle Idee, man könnte doch vielleicht Rehe am Rande der Autobahn sehen, verschafften mir eine 5minütige Ruhepause, weil Cleo’s Gesichtchen eine Weile gespannt an der Scheibe klebte.
Bei Hengelo angekommen, erschallte jedoch der „David’s Song, Strophe 3452“ wieder aus voller Brust neben mir und bei Chris angekommen, genehmigte ich mir erst einmal ein Gläschen Bessengenever.
„Aber Oma. Du sollst doch keinen Alkohol trinken! Da streng ich mich die ganze Fahrt so an, um Dich bei guter Laune zu halten und gleich schnasselst Du wieder ein Gläschen.“
Was soll man darauf erwidern?
Die „Kelly-Family-Phase“ war nur noch zu toppen durch ihre „Country-und Western-Phase“. Weil ich selber sehr gerne diese Musik höre, war ich zu Beginn sehr angetan von ihrer neuen Leidenschaft und schaffte es sogar, ihr die Idee von eigenen Cowboystiefelchen aus echtem Rindsleder mit einigen traurigen Geschichten über arme, dem Tode geweihte, Rinder auszutreiben.
Jetzt tönte es also „Rawhide“ (natürlich in der Frankie Laine Version) 187 km neben mir.
Leider weisen Cleo’s englische Sprachkenntnisse einige Lücken auf und das einzige, woran sie sich bei diesem Countryklassiker erinnern kann, ist das Wort – allerdings im astreinen American English: „Rollin’“.
Wer noch nie miterlebt hat, wie jemand neben ihm 187km“RollinRollinRollinRollinRollin..“ singt, möchte sich jetzt bitte jeglichen Kommentar ersparen.
An alle anderen: ich bin so froh, dass ihr mich versteht!!!
Selbst auf das Ablenkungsmanöver mit den Rehen am Wegerand fiel sie dieses Mal nicht mehr herein. Schlaues kleines Affenmädchen.

Aber trotz allem kann ich mir eine Fahrt nach Holland ohne Cleo nicht vorstellen.
Manchmal sehen wir uns auch einfach nur ruhig an, lächeln und es ist bis heute nicht geklärt, wer sich mehr darüber freut, gleich Chris in die Arme/Ärmchen zu nehmen;-)
Auch bei schlimmsten Unwetter, tut es gut, ein beherztes und tapferes Affenmädchen neben sich sitzen zu wissen.
Einmal mussten wir auf dem Nachhauseweg mitten in das Zentrum eines Gewitters fahren.
Die Welt wurde schwarz und nur hin und wieder durch riesige Blitze erhellt. Direkt im Anschluss daran, versetzte uns ohrenbetäubender Donner und sintflutartiger Regen in Angst und Schrecken. Es ging soweit, dass wir das Auto einige Minuten auf dem Seitenstreifen der Autobahn abstellen mussten, um etwas Besserung abzuwarten: WASSER! Eigentlich der allergrößte Alptraum von Cleo.
Mit den Worten „OMA! Ich bin da, hab keine Angst mehr!“, flog mir Cleo damals in die Arme. Wir gurteten uns gemeinschaftlich auf dem Fahrersitz an und die Hölle, die sich in diesem Moment draußen auftat, war plötzlich gar nicht mehr so schlimm.

"Omaaa! Bin wieder daaa! Alles ist gepackt. Darf ich mal lesen, was Du da geschrieben hast?“
„Aber natürlich Cleo, ich habe geschrieben, wie Du und ich den Onkel Chris kennengelernt haben.“ Strahleaugen wieder am Start.
„Aber Oma, ich habe doch jetzt noch einen Onkel. Den Onkel Hannes! Davon hast Du noch gar nichts geschrieben!“
„Das Kapitel ist aber jetzt voll und wir wollen doch nicht, dass der arme Onkel Hannes sich ganz klein machen muss und hier reingequetscht wird, oder?“
„Neeee, das tut bestimmt weh. Dann kommt der Onkel Hannes in das nächste Kapitel, aber nicht vergessen, Oma!“
„Das vergesse ich bestimmt nicht, liebe Cleo, aber hast Du mal auf die Uhr geguckt?“
„Oooooch, schon so spät? Ich glaube, wir sollten wirklich ins Bettchen gehen. Du musst ja morgen wieder früh aufstehen und danach fahren wir zum Onkel Chris, da dürfen wir ja auch nicht so müde sein!“
„Genau! Ich dachte mir, dass wir vielleicht heute einmal wieder mit „Huckleberry Finn und Tom Sawyer“ zusammen beim Einschlafen noch ein wenig am Mississippi entlangschlendern und noch ein bisschen hören, was die beiden da alles erlebt haben.“
„Jaaaaaaaaaaa! Ich bin dabei. Aber dann schreib Dir den Onkel Hannes bitte in den Kalender!“ Mit diesen Worten flitzt Cleo schon Richtung Schlafzimmer, um alles für einen gemütlichen Tagesabschluss von Enkel und Oma vorzubereiten und ich freue mich, dass für das liebste aller Affenmädchen die Welt wieder völlig im Gleichgewicht steht.